Lagerbericht Herbstlager 2014
Le rêve du rose... oder RSZ Kletterlager in Boux
05.10.14 Sonntag Anreise von Luzern Eichhof nach Camping Chênes Blancs Frankreich
Wir treffen uns auf dem Parkplatz hinter dem Eichhof Restaurant. Die Teilnehmer des Lagers sind bereit und verladen ihren Plunder in die Fahrzeuge. Noch beim Verabschieden von den Eltern bemerken wir, dass irgendetwas fehlt. Fotoapparat, Express, Küchenmaterial und das Essen für den ersten Abend... alles dabei. Wir zählen unsere Truppe durch und bemerken, uns fehlt ein Athlet! Einige Telefonanrufe später wissen wir, wo er steckt und wo er abgeholt werden muss. Die Busfahrt kann beginnen.
Knapp sieben Stunden später trudeln wir in der französischen Provence ein. Die reservierten Safari Zelte inklusive Feldbetten sind schnell bezogen und unsere Jungstars motiviert. Wir spielen Volley- und Fussball im campingeigenen Sandbecken.
Kurz vor dem Eindunkeln werden Spagetti mit Sauce gekocht. Anschliessend wird die Küche gemacht, die Zähne geputzt und ab ins Bett mit der Truppe.
06.10.14 Montag
Der Tag beginnt friedlich und ruhig um 07:30 mit einem gemütlichen Footing. Nach dem Morgenessen machen wir uns auf den Weg ins Klettergebiet Buoux. Wir klettern im Sektor „TCF“ und „La Croisette“. Die Jüngeren klettern vor allem im Sektor „La Croisette“. Die Routen liegen im Bereich 5c bis 6b. Ein guter Start um sich an den Buoux Löcherfels zu gewöhnen. Nino klettert einige Routen und beschreibt den Sektor mit:“Mega cooler Fels!“
Das Gelände gestaltet sich ebenfalls günstig um das Abseilen zu üben. Mia hat sich darüber gefreut und die Restlichen konnten auch etwas dazu lernen.
Moritz, Marco und Dani geben einige Versuche in Klassikern u.a. „La Rose et le Vampir 8b“. Der Durchstieg will an diesem Tag keinem gelingen. Doch es ist noch lange nicht aller Tage Ende …
Ich klippe die Express in die Route „Jolinouille 7a“, welche Mattia anschliessend souverän durchsteigt. Julien und Lukas sehen auch gut darin aus, doch noch sind die Fingerloch-Abstände zu weit für die beiden. Ich packe Mattia sogleich und gehe einen Sektor weiter rechts zum Sektor „Rêve“. Dort klettern wir „Rose des sables 7a“.
Ivo und Dani klettern unterdessen„Dresden 7a+“ und „TCF 7a“.
Zum Abendessen gibt es Gschwellti mit Weichkäse, Schimmelkäse, Mittelhartkäse und Crème fraîche. Die Rückmeldung einiger Athleten ist trotz Thonmousse bemerkenswert: „Wo bleibt das Fleisch!?“ ;-)
07.10.14 Dienstag
Wir beginnen den Tag mit Footing und Fooding. Im Klettergebiet teilen wir uns in zwei Gruppen auf. Unsere starken Jungs klettern weitere 7a-Klassiker zum Aufwärmen. Trotz beherzten Versuchen gibt es für Marco und Moritz auch am 2. Klettertag kein Happy End in „La Rose et le Vampire“.
Mit unseren Jungen wandern wir in den Sektor: „Pillier de Fourmis“. Die senkrechte Verschneidungskletterei im klassischen Stil bringt alle physisch und psychisch ans Limit. Julien, Zoé, Amael und Patrick zieht es deshalb in den Nachmittagsstunden in den Sektor „Skorpion“. Der Fels dort ist orange, gelb bis grau eingefärbt. Amael und Patrick checken „Déverdur 7a“ aus. Die Express sind schnell eingehängt. Doch die Lösung für die Schlüsselstelle ist nicht offensichtlich. Denn das gebohrte Einfingerloch ist schwer zu finden und die Hakenabstände sind sportlich. Das heisst, Emergency Gregi muss wiedermal ran.
Heute kochen wir Pouletgeschnätzeltes an Pilzrahmsauce und Salat. Noch vor Mitternacht sind dann auch unsere Jungen müde genug, um sich schlafen zu legen.
08.10.14 Mittwoch
Heute ist der sagenumwobene Ruhetag. Dieser Tag wird für die Regeneration der Finger und Unterarme gern genutzt. Für unsere jungen Athleten heisst das: Wandern.
Der Tag beginnt wie gewohnt mit einem kleinen Footing à la Gregi: Jogging. Nach dem reichhaltigen Morgenessen, brechen wir auf. Erster Halt ist das Office du Tourisme von Apt. Dank den Französischkenntnissen von Sonja können wir der netten Dame hinter der Theke doch noch begreiflich machen, was unser Ziel ist. Wir erstehen eine Wanderkarte und beschliessen, zum „Fort von Buoux“ zu wandern. Der Pfad windet sich zwischen Feldern und abgelegen Häusern hindurch. Dabei zieht uns der Wind um die bisweilen knappe Haarpracht. Kurze Zeit später erreichen wir den Rand des Hochplateaus. Vor uns geht es 200 Meter senkrecht in die Tiefe. Die Sicht von oben herab auf die imposanten Kletterfelsen ist atemberaubend. Hannah beschreibt diesen Moment als eines der eindrücklichsten Erlebnissen in diesem Jahr. Ausserdem hat man einen wunderbaren Überblick über das Tal, in welchem wir die letzten zwei Tage geklettert sind. Ebenfalls ins Auge sticht das „Fort von Buoux“, unser Ziel. Es liegt auf der anderen Talseite etwa auf der selben Höhe.
Nun bloss nichts runterfallen lassen, Fotos schiessen und weiter geht’s. Der Pfad wendet sich mit ein paar Haarnadelkurven ins Tal hinunter. Obwohl wir erst vor Kurzem das reichhaltige Frühstück verdrückt haben, melden sich schon wieder halb verhungerte Athleten mit „Huuunger!“ zu Wort. Wir Leiter lassen uns nicht davon beeindrucken und wandern weiter bis zum Eingang des Forts. Die alte Dame am Eingang verkauft uns liebend gerne Tickets, welche für die Besichtigung notwendig sind. Ebenfalls werden wir auf die Risiken und Nebenwirkungen des Besuches auf der Ruine aufmerksam gemacht. Wir essen in der Kirchenruine zu Mittag, wo wir Leiter zum ersten Mal mit „Schlürf“ bekannt gemacht werden. (Abgefülltes Apfelmus mit verschiedenen Geschmäckern in einem Frischhaltesack mit Trinköffnung). Frisch gestärkt bestaunen wir die altertümlichen Mauern und Kornlager. Über den alten Fluchtweg (eindrücklich in den Fels gehauen) begeben wir uns auf den Rückweg, welcher mit einer nicht ganz freiwilligen Ehrenschlaufe endet. Zum Schluss machen wir noch einen kleinen Abstecher in der Altstadt von Apt und runden den Tag mit einem Kaffee ab.
Marco, Moritz, Dani, Mattia, Dario und Ivo fahren nach Saint Léger. Dort klettert Mattia eine Route mit der Schwierigkeit 7b im zweiten Versuch. Dario klettert dieselbe Route erfolgreich durch (ob er dabei an die zu befreiende Eisprinzessin denkt?). Marco klettert „FFM Meuh 7c+“ flash und Dani kann die Route im zweiten Versuch punkten.
Mattia begibt sich ebenfalls in die „FFM Meh 7c+“ und checkt die Einzelstellen aus.
Moritz projektierte seine 8b+ (Name ?) sucht heute aber vergeblich nach den perfekten Bedingungen.
09.10.14 Donnerstag
Wir klettern heute im Sektor Fakir. Ich schwelge in vagen Erinnerungen und erinnere mich knapp an eine markante Route, die ich vor zehn Jahren mal im Buoux geklettert bin. Ich finde im Führer die vermutete Klettertour, und wir begeben uns in diesen Sektor. Der Fels ist orange, cremegelb, grau und weiss. Die Sonne brennt an die Wand. Die Füsse und Hände werden heiss, jetzt fehlt nur noch der Schweiss. Matilda schnappt sich den Kletterführer und sucht sich eine Route aus. Sogleich wird diese mit Lea geklettert. Die Routen zwischen 6a und 7a werden mit Expressen geklippt und die Seile eingehängt. Die Klassiker sind nicht zu unterschätzen; sie sind senkrecht und erfordern gute Fusstechnik. Die Schwierigkeit 6b+/6c muss sich jede(r) verdienen … Moritz und ich hängen die vermeintliche Route von anno dazumal ein. An der unteren Seillänge einer 6c+ beissen sich dann Lukas, Julien und auch Mattia die Zähne aus (die obere Seillänge, eine 7b, kann nur Moritz knacken).
Moritz unterstützt uns beim Einhängen diverser Routen und zeigt den jungen Athleten wie’s läuft.
Heute onsighten bzw. flashen (fast) alle jungen und alten Mädels eine wunderschöne 6b . Zudem können Julien und Nino ihre erste(?)6c+ im zweiten Versuch mit Darios Hilfe durchziehen.
Später werde ich auf der Suche nach „meiner“ Route doch noch fündig: „Djihad 7a+“. Amael hat die Route mit Expressen geklippt, und ich kann diese gemütlich durchklettern.
Marco und Moritz sind motiviert und klettern „No Mans Land 7b“ und „Rêve du Papillon 8a“. Damit grad aufgewärmt, geben die beiden einen erneuten Versuch in „La Rose et le Vampire 8b“, und können diesen absoluten Superklassiker der Klettergeschichte erfolgreich durchsteigen.
Am Abend gibt es Omeletten mit Fleisch und Gemüsesauce.
10.10.14 Freitag, letzte Möglichkeit sich ein Top zu ergattern
Der heutige Klettertag beginnt mit einem schönen Morgen gefolgt von strahlendem Sonnenschein. Der Sektor „Salinas“, in welchem sich die Route „Cap‘tain crochet“ liegt, befindet sich ein wenig links vom Sektor „Fakir“.
Julien klettert nach ein wenig ausbouldern, erfolgreich „Belzunce direct 7a“ seine erste 7a!
Lukas und Matilda flashen „Belsunce 6c“ und sind glücklich den Grad auch am Fels geklettert zu haben. Hannah, Zoé und Patrick geben einen Versuch in „Cap’tain crochet 7b“ und können die Einzelstellen klettern.
Marco, Moritz, Dani, Mattia, Dario, Ivo und Amael fahren noch einmal nach Saint Léger. Am Freitag flasht Amael dieselbe 7b Route wie Mattia am Mittwoch. Mattia seinerseits kann sein 7c+ Projekt, welches er schon am Mittwoch in Angriff genommen hat, im zweiten Versuch an diesem Tag punkten. Seine erste Route in diesem Grad!
Ivo klettert „Le Mythomane 7c+“ im dritten Versuch, sowie „Du Miel entre tes Seins 7b+“ on sight.
Moritz fand bei seinem allerletzten Versuch bevor wir aufbrechen mussten, seine perfekten Bedingungen und kletterte seine 8b+ mit dem unbekannten Namen, erfolgreich durch.
Alle Athleten des Regionalkaders gaben an diesem Tag nochmals Gas und wurden dementsprechend belohnt. Wir kehren müde und gut gelaunt auf den Campingplatz zurück. Zum Abendessen haben wir sämtliche Zutaten im Supermarkt gefunden (sowie 72! Pack Schlürf) um reichlich Fajitas zu machen. Das Essen schmeckt ausgezeichnet. Müde und glücklich gehen wir in die Federn, freuen uns auf zu Hause und auf die nächsten Kletterferien…
11.10.14 Samstag Abreisetag
Der Morgen beginnt nass. Es hat über die Nacht geregnet und das ganze Küchenmaterial ist durchnässt. Wir entschliessen, das Frühstück erst mal bleiben zu lassen und an der erstbesten Autobahnraststätte einen Kaffeehalt zu machen. Nach dem zügigen Aufräumen und Verlassen des Campings fahren wir gegen Norden, der Schweiz entgegen. Das Navi von Sonja bescherte einigen noch ein Passfährtli (nach Navi zu reisen will geübt sein, dies musste auch Dani erfahren, der partout „Boux“ nicht finden konnte).
Gesund, glücklich und müde kommen wir in Luzern an, wo uns das Elternbegrüssungskomitee empfängt. Es war eine sehr lehr- und erlebnisreiche Woche für alle.